Marrubium peregrinum L. - Wander-Andorn


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Verbreitung
Der Wander-Andorn ist eine südosteuropäische (balkanische) Art, die in Deutschland wohl nur archäophytisch verbreitet ist. Die beiden einzigen und über lange Zeit hinweg stabilen Vorkommen Deutschlands befinden sich im östlichen Harzvorland. Diese Vorkommen im sommerwarmen und niederschlagsarmen Gebiet des Süßen Sees, die klimatisch denen in Südosteuropa ähnlich sind, gelten nach Wein (1937) als sehr alt. Die Pflanze wächst hier auf ruderal beeinflussten Trockenrasen auf Lößboden.

Herkunft des Saatgutes
1. Erdeborn, Alter Friedhof, hier ein altes Individuum, seit Kurt Sprengel (1806) bekannt.
2. Wormsleben

Verbreitung von Marrubium peregrinum

Biologie und Wuchs
Die Art ist eine teilimmergrüne Staude. Sie wächst als Pleiokorm, d.h. sie bildet eine ausdauernde Hauptwurzel. Am unteren Teil des Sprosses bilden sich Seitentriebe, die sich aber nicht von der Mutterpflanze lösen und als selbständige Pflanzen weiterwachsen können. Eine Stecklingsvermehrung bzw. eine Teilung der Pflanze ist deswegen kaum möglich. In Topfkultur setzen die Pflanzen wenige Samen an. Die Keimraten sind mäßig gut. Bei der Kultur im ausgepflanztem Zustand wachsen die Pflanzen stärker als in Topfkultur.

Gefährdungsgrad
Deutschland: vom Aussterben bedroht (1), Sachsen-Anhalt: vom Aussterben bedroht (1)

Marrubium peregrinum im zeitigen Frühjahr im Botanischen Garten Halle (24.04.2006)
Nahaufnahme einer überwinterten Pflanze im Botanischen Garten Halle (24.04.2006)
Blühender Wander-Andorn an der Kapenmühle (10.09.2009)

Erhaltungskultur
Die Aussaat kann vom Herbst bis in den Frühsommer erfolgen. Günstig ist Anfang April bis Juni. Am Besten keimen die Samen ohne die Einwirkung von Frost. Zuerst werden die Sämlinge pikiert, später in Töpfe mit einem Durchmesser von 9 cm gepflanzt. Im zweiten Jahr werden sie in Töpfe mit einem Durchmesser von 12-13 cm umgetopft. Als Boden wird sandige Gartenerde verwendet. Die Töpfe werden mäßig bewässert, d.h. große Nässe in den Töpfen wird vermieden.
Im Schutzgarten an der Kapenmühle wird die Art in Komposterde kultiviert. Der ursprüngliche Boden wurde 15 cm tief abgetragen und mit Komposterde aufgefüllt. Im Untergrund befindet sich Lehm.

Marrubium peregrinum im Schutzgarten and er Kapenmühle (10.09.2009)

Orte der Erhaltungskultur
Pflanzen befinden sich im Botanischen Garten (Topf- und Freilandkultur, Pflanzenherkunft Erdeborn). 1980 und 1982 wurden Pflanzen an einigen Lokalitäten im Gebiet von Wormsleben durch E. Lühne und dem Botanischen Garten ausgebracht (Pflanzenherkunft Wormsleben).

Literatur
Ebel, F., Rauschert, S. (1982): Die Bedeutung der Botanischen Gärten für die Erhaltung gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Arten. Arch. Naturschutz u. Landschaftsforschung 22, 187-199.
Meusel, H., Jäger, E., Rauschert, S., Weinert, E. (1978): Vergleichende Chorologie der zentraleuropäischen Flora. Vol. 2. Fischer, Jena (Verbreitungskarte).
Wein, K. (1937): Die Pflanzendecke des Mansfelder Landes. Beiträge zur Eislebener Zeitung Nr. 14-17: 106-130.

Text (c) J. Böttcher, F. Ebel, H.-G. Fuhrmann, T. Jahn, H. Pannach, M. H. Hoffmann, 2007-2009.
Fotos (c) M. H. Hoffmann, 2006-2009.

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