Verbreitung
Angelica palustris hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Osteuropa und in Westsibirien.
In Deutschland befindet sich der westliche Arealrand des Areals bzw. Vorposten.
Die Art wächst in feuchten und wechselfeuchten Wiesen. Durch Melioration und Nutzungswandel
der feuchten Wiesen ist die Art sehr stark zurückgegangen. Im östlichen Deutschland
existieren noch 11 Populationen, ca. 25 Populationen sind bereits erloschen.
Genetisch sind die Populationen sehr stark isoliert (Dittbrenner et al. 2005).
Unsere Pflanzen stammen aus Zwintschöna bei Halle (Saale).
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Verbreitung von Angelica palustris
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Biologie und Wuchs
Die Sumpf-Engelswurz wächst 2 bis 3jährig und stirbt nach der Blüte ab. Die Entfernung
des Blütenstandes verlängert nicht die Lebensdauer der Rosetten. In unserer
Erhaltungskultur wächst A. palustris rein zweijährig. Die Blätter der
einjährigen Pflanze sterben im Winter ab. Der Samenansatz der selbstkompatiblen
Art ist hoch, die Früchte müssen für eine gute Keimfähigkeit an der Pflanze
ausreifen. Für eine gute Keimung benötigen die Früchte Frost. Am Besten wachsen
die Pflanzen an einem sehr hellen Standort. Die Jungpflanzen werden sehr gern von
Schnecken gefressen.
An A. palustris frisst Phytomyza angelicae (Agromycidae, Minierfliegen).
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Angelica palustris am Ende des Winters im Botanischen Garten Halle (21.03.2006)
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Erhaltungskultur
Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat der Früchte im Spätherbst. Im Mai des
folgenden Jahres werden die Keimlinge in Schalen pikiert und später in Töpfe mit einem
Durchmesser von 9 cm gepflanzt. Im Frühjahr des zweiten Jahres werden die Pflanzen erneut
umgetopft, jetzt aber in 12er Töpfe. In diesen Töpfen kommen die Pflanze zur Blüte.
In der Kultur wird normale Gartenerde als Boden verwendet, für die Aussaat wird
zusätzlich etwas Sand in die Gartenerde gemischt. Als Sumpfpflanze bekommt die Art in
der Erhaltungskultur deutlich mehr Wasser als andere Pflanzen (etwa doppelt so
viel). An einigen Stellen im Botanischen Garten kam die Art aber mit deutlich weniger
Wasser aus. Die Art ist vollständig winterhart.
Im Schutzgarten an der Kapenmühle wird die Art in Komposterde kultiviert.
Der ursprüngliche Boden wurde 15 cm tief abgetragen und mit Komposterde aufgefüllt.
Im Untergrund befindet sich Lehm. Die Pflanze benötigt viel Wasser und wird zusätzlich bewässert.
Die Vermehrung erfolgt durch Selbstaussaat
Mehrfache Versuche zur Wiederansiedlung an naturnahen Standorten scheiterten, weil die
kurzlebige Art dem Konkurrenzdruck der anderen etablierten Pflanzen unterlagen.
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Angelica palustris im Schutzgarten an der Kapenmühle (05.06.2008)
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Erhaltung der genetischen Vielfalt
Die geernteten Früchte werden für die Kultur verwendet. Teile der geernteten Früchte
gehen auch in den Samentausch des Botanischen Gartens. Erhaltungskulturen befinden sich
im Botanischen Garten und im Schutzgarten an der Kapenmühle (Biosphärenreservat
Mittlere Elbe).
Literatur
Dittbrenner, A., Hensen, I., Wesche, K. (2005): Genetic structure and random amplified
polymorphic DNA diversity of the rapidly declining Angelica palustris (Apiaceae)
in Eastern Germany in relation to population size and seed production. Plant Species
Biology 20, 191-200.
Text (c) Botanischer Garten Halle: M. H. Hoffmann, F. Ebel, H.-G.
Fuhrmann, T. Jahn, H. Pannach, 2006-2009.
Fotos (c) M. H. Hoffmann, 2006, 2008.
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